Predigt für 1. Weihnachtsfeiertag 25.12 von Pfarrer Wellmer
Predigt über Johannes 1,1-5.9-14, Helms- und Heidelsheim, 25. Dezember 2020; Andreas Wellmer (evangelischer Pfarrer; 07249-947 12 32, )
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. – Amen.
Ein Kind hat einen Namen, ein Buch einen Titel, eine Rede (hoffentlich) einen roten Faden. Roter Faden am heutigen Weihnachtstag: ´Die verborgene Herrlichkeit´
- Im Anfang war das Wort…
„Können Sie mir sagen, wie alt die Welt ist?“ fragte ich den ungarischen Astrophysiker – Vater von einem meiner Konfirmanden in Budapest. „Wollen Sie die offizielle Meinung hören oder meine?“ fragte er zurück. „Natürlich Ihre Meinung“, erwiderte ich. – Er lächelte und meinte: „Wir wissen es überhaupt nicht sicher. All unsere Vermutungen und Theorien können gänzlich falsch sein. Wir können uns um den Faktor Tausend oder noch mehr vertun, uns gründlich irren.“
Hier habe ich als kleine Illustration einen winzigen Ausschnitt von unserem Kosmos mitgebracht: wir sehen Sternnebel, Galaxien, von denen es Millionen und Abermillionen gibt. Nun, liebe Gemeinde, wie alt die Welt, der Kosmos, das Universum ist, das wissen wir nicht sicher.
Auch die Bibel gibt uns darauf keine Antwort. – Aber sie sagt, was an ihrem Anfang war.
„Im Anfang war das Wort (griechisch: lógos), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“
Unsere Welt also nicht ein sogenanntes „steady-state-system“; das schon immer da war. Diese Welt ist auch nicht durch ein zufälliges Zusammentreffen von zwei Teilchen oder Energieformen (woher sollten denn die kommen?) entstanden. Sondern von Gott her durch sein WORT ins Dasein gerufen worden.
„Am Anfang schuf GOTT Himmel (hebräisch: die Himmel) und Erde… Und Gott sprach: ´Es werde Licht´. Und es ward Licht.“ So lesen wir auf den ersten Seiten der Bibel. Am Anfang: Gott sprach, am Anfang war sein Wort. Wort? – Ist das nicht zu wenig?
Ja, liebe Jugendliche, Erwachsene, Kinder, die Ihr über den Bildschirm an unserem heutigen Weihnachtsgottesdienst teilnehmt! – Auf mein Wort ist nicht immer Verlass. Ich sage etwas, und es stimmt nicht; Ich verspreche etwas und halte es nicht; meine Worte können leer sein, irreführend.
Aber bei Gott ist das anders. Das hebräische Wörtlein (dabár) für „Wort“ bedeutet: Wort, Tat, Sache, Ding, Geschehen, Ereignis.
Liebe Gemeinde, „Im Anfang war das Wort“, GOTTES Wort, niemals leer, niemals trügerisch. Da passiert was. Da kommt etwas ins Dasein. Das Licht, die Schwerkraft, die Naturgesetze, die Galaxien, die Dinosaurier und die Eintagsfliege. „Im Anfang war SEIN Wort“. „Im Anfang war die INFORMATION von ganz oben – sozusagen die ´Software´ aus der Ewigkeit. aus der Dimension der Ewigkeit. Information, Software entsteht nicht ´von selbst´; da steht jemand dahinter: GOTT.
Es ist kaum zu sehen, was ich hier zwischen zwei Fingern halte. Einen potentiellen Apfelbaum. Auf den man hochklettern kann, in dem Vögel ihre Nester bauen können. – Es ist ein Apfelkern; in den richtigen Boden zur rechten Zeit eingepflanzt wird daraus ein Apfelbaum. – In diesem Kern ist schon alles drin, alle Erbanlagen, die Kraft des Lebens, des Wachstums was diesen kleinen Samen zu einem großen Baum werden lässt. Im Anfang war der Apfelkern; da war schon alles drin. –
„Im Anfang war das Wort, – also die Information, Software unlimited – und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“ Da ist alles drin.
- Und das Wort wurde Mensch…
Und nun, liebe Christen, Atheisten, Agnostiker, Esoteriker, Muslime.. am Bildschirm; – nun kommt der Hammer: „Und das Wort wurde Fleisch (griechisch sárx = Fleisch, Mensch), wurde Mensch und wohnte (griechisch: zeltete) unter uns.“ Jesus! – ER, ist das Mensch-gewordene Wort Gottes. Die Super-Information GOTTES für „alle Menschen“ auf zwei Beinen. – Da, in IHM ist ALLES drin, alle Weisheit, alle Erkenntnis, alle Hilfe, die ganze Fülle Gottes (wie im Apfelkern die ganze Fülle des Apfelbaumes). In IHM ist „in nuce“ im Kleinen – sozusagen Apfelkern-mäßig – wirklich alles drin, was Gott für uns drauf hat. „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“
Seht, ich habe hier eine Ikone eines bulgarischen Ikonenmalers mitgebracht. In der Mitte; ER, Jesus, das Kind in der Krippe und um seinen Kopf und um seinetwegen überall Gold, die Symbolfarbe für die Herrlichkeit Gottes. – durch dies einzigartige Kind. „Und das Wort wurde Mensch.“ – GOTTES Wort!
In Bethlehem geboren, die Vorschulzeit in Ägypten. Seine Eltern mussten ja sofort nach der Geburt Hals über Kopf für mehrere Jahre ins Ausland fliehen. Jesus, also ein Flüchtlingskind. In IHM und mit IHM wird uns alles gegeben, damit solche Gestalten wie Sie, Du und ich mit dem lebendigen Gott verbunden werden.
Das herrliche, wunderbare Wort der Wahrheit in einer Welt der Illusionen und der Fake-News; das ewige Orientierung bringende Licht Gottes inmitten der Irrlichter und Dunkelheiten um uns und in uns; das Leben im Bund, in der connection mit Gott – das alles kommt in Jesus Christus zu uns.
„Und das Wort wurde Mensch.“
Theo Lehmann, Jugendevangelist in der vormaligen DDR, sagte in einer Weihnachtsansprache: “stellt euch vor, ihr findet in der Abteilung ‘ Wohnungstausch’ folgende Anzeige: ´Biete Luxusvilla mit allem Komfort in schönster Lage, suche Bretterbude in Palästina, Kriegsschauplatz angenehm.´ … Vermutlich würdet ihr denken: Der Mann, der diesen Wohnungstausch anbietet, hat nicht alle Tassen im Schrank. Macht doch kein Mensch, so was – freiwillig aus seiner Traumvilla mit Swimmingpool und Wintergarten ausziehen in eine Bretterbude ohne Wasser und Licht. So was gibt’s ja gar nicht.
Doch, so was gibt’s Ehrlich. Allerdings nicht in den Zeitungsnachrichten, das gebe ich zu. Aber in der Guten Nachricht, in der Bibel, da steht so was drin … Bloß mit dem Unterschied, dass dort nicht von einem erwünschten Wohnungswechsel die Rede ist, sondern vom Vollzug dieses Wohnungswechsels. Der seltsam Umzug hat bereits stattgefunden: Gott…, dieser unsichtbare, unbegreifliche und große Gott ist umgezogen, aus dem Reichtum in die Armut, aus dem Himmel auf die Erde.”
Ja, Gott ist umgezogen, kommt in Bethlehem als kleines Menschenkind zu uns. „Und das Wort wurde Mensch.“
Nein, Gott, der Schöpfer, zieht sich nicht in eine Datscha jenseits der Universen zurück. Gott geht nicht auf Abstand. Sondern Gott geht zelten, hier auf unserem Globus. Und Israel ist sein Campingplatz. – Gott ist nicht ein „Bleibt mir vom Leib!“ Gott, sondern ein “Kommet her zu mir alle!“-Gott. „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken!“ (Matthäus 11)
GOTT kommt in die Welt, hier in Jesus Christus. Liebe Junge und Ältere.
Manche sagen, dieser Jesus sei eben nur eine von vielen Gestalten unter den diversen Religions-und Weltanschaungs-Stiftern. Ja, das ist richtig. – Aber niemand, kein einziger – weder Siddharta Gautama (Buddhismus) noch Konfuzius, Sokrates, Mohammed sind auch nur im Entferntesten vergleichbar mit dieser in der Weltgeschichte absolut einzigartigen Gestalt: Jesus. Und es gibt keine Schriftensammlung irgendwo auf der Welt, die auch nur ansatzweise vergleichbare wäre mit der Bibel. – Die absolute Einzigartigkeit Jesu und der Bibel weisen auf eines hin. „Und GOTTES Wort wurde Mensch.“
- Wie viele ihn aber aufnahmen…
Und wie reagieren wir Heidelsheimer, wir Helmsheimer, wir sonst wo beheimatete Menschen darauf? – „Er war in der Welt, … und die Welt erkannte ihn nicht…Er kam in sein Eigentum (die Welt, die Menschheit), und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ – Die meisten Menschen, also auch die meisten Heidels- und Helmsheimer reagieren mit Ablehnung. Das liebe Christkindchen? Ja! – Aber Jesus, der König und Herr meines Lebens, die Fülle GOTTES? – Nein danke! – Bitte nicht stören! – Heute keinesfalls, ich muss doch den Weihnachtsbaum um dekorieren. „.. die Seinen nahmen ihn nicht auf“ – Doch das ist nicht alles! Denn Gottes Wort stellt fest: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes KINDER zu werden“.
Mensch, Leute, da gerät man ins Schwärmen. Kinder sind ihren Eltern ja oft ähnlich.
Sagte ich neulich zu jemandem: Sie haben so eine ähnliche Nase wie Ihr Vater. – Also da ist etwas in Ihren Gesichtszügen, in Deinem Verhalten, was an den Vater erinnert.
Leute, das heißt doch: Wenn Du sagst: Jesus, du Fülle Gottes, dir widme ich meine Aufmerksamkeit, von dir will ich mir was abgucken, dir vertraue ich; „komm, Herr Jesu, sei du unser (Dauer-) Gast! – wenn das läuft, dann gibt´s Veränderungen. Leute werden sagen: Mensch, die Emily hat neuerdings etwas, was irgendwie an Gottes Geist der Versöhnung erinnert; eine große Weitherzigkeit, Gelassenheit und Zuversicht und das mitten in der Krise. Und der Roland erinnert mich seit einiger Zeit irgendwie an diesen.. Na, wie heißt er doch.. ja, an diesen Jesus.
Wie viele auch hier am Ort auf den Straßen, in den Wohnungen IHN aufnahmen! – Und damit verlässliche Information von GOTT, Neuorientierung von GOTT, Rat und Hilfe von GOTT. – Wir merken: da wird durch den Glauben an Jesus das Denken und Leben nicht eng und ängstlich, sondern richtig weit und mutig und klar. – Da, so schrieb mir kürzlich ein Häftling aus Ungarn, „wurde uns mit Gottes Wort der innere Wandel gebracht“.
„Und das einzigartige, das wunderbare, das tröstende, das rettende Wort Gottes wurde Mensch und wohnte unter uns“; und schlug sein Zelt in Deinem Herzen auf. – Das kann ganz einfach anfangen: – Das Mädchen aus Bad Hersfeld war 12 Jahre alt. Der tat der HERR das Herz auf, so dass sie sagte: Ich will auch Gottes KIND sein. Sie ist dann treu zur Gemeinde gegangen, das kostet Zeit; auch zum Kindergottesdienst und zur Jungschar. Von Anfang an wusste sie: Jesus bringt die rettende Fülle Gottes. Sie war etwas schüchtern. Aber trotzdem lud sie alle ihre Klassenkameradinnen ein: Kommt doch mal mit! – Inzwischen sind 61 Jahre vergangen. Vieles im Leben dieser damals Zwölfjährigen hat sich verändert. Eines nicht: Die Verbundenheit mit Christus, lernbereit, veränderungsbereit und erwartungsvoll KIND Gottes zu sein. Ein einfaches Leben; aber auch in den Tiefen durchzogen vom roten Faden der Segnungen Gottes.
„Im Anfang war das WORT“. Gottes Wort, da war ´in nuce´, in der Anlage, schon alles drin. Wie beim Apfelkern. Das ganze Universum und Du auch. „Und das Wort wurde Mensch“, Jesus. Da ist alles drin; mit IHM kommt ´in nuce´ klein und verborgen die Fülle Gottes in unser vergängliches und fragiles Leben. „So viele IHN aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes KINDER zu werden.“ – Da werden wir Menschen so verändert, dass GOTT selbst sogar Sie und Dich zum Segen für andere werden lässt. – Gibt es Größeres?
Einen Globus stelle ich auf den Altar und möchte unser gemeinsames Nachdenken mit einer Legende beschließen:
Ein ganz junger Engel und ein alter, erfahrener Engel blicken auf das Universum. Wie schön die Milchstraßen sind, sagt der kleine Engel. – Mh, meint der alte Engel. –
Und diese herrlichen leuchtenden Sonnen, die Sterne, wie wunderbar, fährt der junge Hüpfer begeistert fort.- Mh, meint der alte Engel. – Komm, ich zeige dir Größeres! – Er legt dem jungen Engel die Hand auf die Schulter: Siehst du dahinten die kleine Milchstraße in der Ecke. – Na und, sagt der kleine Engel! – Siehst du die kleine Sonne? – Mh, mh- meint der kleine Engel. – Und dann, siehst du die Planeten rund herum. – Aber die leuchten nicht mal von selbst – wirft der kleine Engel maulend ein. –
Unbeirrt aber fährt der große Engel fort: siehst du dort den Planeten mit dem bläulichen Schimmer. Er heißt Erde. Der ist der schönste, der ist der großartigste im Weltall, Größeres, Herrlicheres gibt es im ganzen Universum nicht.- Der kleine Engel findet das ausgesprochen langweilig. Was ist denn an dieser blauen kleinen Kugel so besonders? fragt er. – Da lehnt sich der alte erfahrene Engel etwas zurück, er holt tief Luft. Dann sagt er nur vier Worte- und dabei kommen ihm fast die Tränen: Den hat ER besucht.
ER! – der lebendige Gott. ER, Jesus Christus. Ja, „Und das Wort wurde Mensch.“ Für alle, für Sie, für Dich, für mich.
Und die Torheit Gottes (vgl. 1 Korinther 1) , welche weiser ist als alle Weisheit der Welt, die Niedrigkeit Gottes, die höher ist als alle Hoheit der Welt, und die Schwachheit Gottes, die stärker ist als alle Macht der Welt, bewahre unsere Herzen und Sinne beim Kind in der Krippe, wahrer Mensch und wahrer Gott. – Amen.