Andacht zur Corona-Krise von Jörg Muhm
Geistliches Wort zu Corona-Krise von Pfarrer Jörg Muhm, Heidelsheim-Helmsheim, 19. März 2020
In Zeiten des Corona-Virus müssen auch die Kirchengemeinden Heidelsheim und Helmsheim ihre Gottesdienste bis auf weiteres auszusetzen. Dennoch wollen wir mit Ihnen im Wort und im Geist Gemeinschaft haben und auf das Predigtwort zum Sonntag hören. Eine Aufnahme der Predigt finden Sie im Internet: http://www.ekg-heidelsheim.de oder http://www.ekg-helmsheim.de, auf dem Streaming-Dienst spotify als podcast oder als Audio-CD in unseren Kirchen.
Seit einigen Tagen ist in unserer Welt alles anders geworden. Unser Alltag kommt durch die Corona-Krise mehr und mehr zum Erliegen. Vieles davon macht uns traurig. Vor allem, wo wir soziale Kontakte unterbinden sollen. Mich macht es auch betroffen, welche Not bei manchen Menschen schon jetzt hervorgerufen wird. Einsame und alte Menschen werden noch einsamer, Hamsterkäufe führen zu leeren Regalen in den sonst prall gefüllten Supermärkten. Diejenigen, die maßvoll und vernünftig einkauften, gehen nun leer aus. Menschen, die mühevoll ein eigenes Geschäft aufgebaut haben, stehen vor dem Bankrott. Um nur einige Beispiele zu nennen. Das macht mich alles sehr betroffen.
Auch als Kirche mussten wir alle unsere Treffen und Veranstaltungen absagen. Als Gemeindepfarrer macht mich besonders traurig, dass wir keine Gottesdienste mehr feiern dürfen. Dabei würden wir als Gemeinde ja gerade in so einer Zeit gerne betend für die Welt einstehen und mit Gottes Wort Trost spenden.
Was aber können wir als christliche Gemeinde trotzdem tun? Ich möchte in fünffacher Weise ermutigen, gerade in dieser Notzeit entschieden zu handeln.
Das erste ist: Lasst uns als christliche Gemeinden nach Möglichkeit den Anweisungen der Regierungen folgen und solidarisch unseren Beitrag zu Bewältigung dieser Krise leisten. Ich bin kein Fachmann und kann nicht beurteilen, ob wir als Gesellschaft richtig handeln. Ich muss – wie auch Sie alle – den Regierenden und Fachleuten vertrauen. Als Gemeindepfarrer ermutige ich alle Mitchristinnen und Mitchristen das ebenso zu tun. Denn nach den Worten des Paulus im 13. Kapitel des Römerbriefes ist alle Obrigkeit von Gott eingesetzt. Wer der Obrigkeit zu Wider handelt, der widerstrebt auch Gottes Anordnung. Es sei denn, die Obrigkeit handelt wider Gottes Wort. Aber das tut sie nicht, sondern sie versucht unser aller Gesundheit und Leben zu bewahren.
Das zweite ist: Lasst uns in dieser Zeit neu Glauben lernen! Unsere Jahreslosung heißt dieses Jahr: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Sie steht im Markusevangelium, Kapitel 9, Vers 24. Erkrankungen waren schon immer eine Anfechtung für den Glauben. Warum lässt Gott solches zu?, wird dabei oft gefragt. Meine Schülerinnen und Schüler fragten mich in der letzten Stunde vor der Schulschließung: Ist Corona eine Strafe Gottes?
Ich gebe da eine ganz klare Antwort: Keine Erkrankung ist keine Strafe Gottes! Denn Gott hat es, seit Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, nicht nötig uns zu bestrafen. Corona mag wohl eine Konsequenz aus menschlichem Fehlverhalten sein, aber sie ist keine Strafe Gottes. Die Strafe für unsere menschliche Schuld, so lehrt uns das Neue Testament, hat Jesus am Kreuz von Golgatha getragen. Dort wurde alle menschliche Schuld vor Gott gesühnt. Würde Gott jetzt noch strafen, dann wäre der Kreuzestod Jesu umsonst gewesen.
Und gerade darum können wir in einer solchen Krise ganz neu Glauben lernen. Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Die Jahreslosung ist wie ein Gebet, das wir sprechen können. Denn Glauben lernen heißt nichts anderes als Vertrauen lernen auf den Gott, der unser Leben in seinen Händen hält.
Meine dritte Ermutigung lautet: Betet umso mehr! Gerade in so einer Krise. Paulus schrieb an die Thessalonicher: Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Das ist vermutlich der größte Dienst, den wir in dieser Zeit an der Welt tun können. Darum lasst uns beten für alle Menschen, für unsere Familien, unsere Nachbarn, unsere Gemeinden und Kommunen, für alle Regierenden, alle Menschen im Gesundheitswesen, für die Einsamen und die Kranken und für all die Menschen, die uns Gott aufs Herz legt. Wir haben einen Gott, der unsere Gebete hört und erhört. Darum: Betet ohne Unterlass! Das kann jeder tun, auch wer das Haus nicht mehr verlassen kann oder will.
Als viertes möchte ich Sie ermutigen: Hört umso mehr auf Gottes Wort und sagt es weiter! Das ist gerade auch in dieser Zeit besonders wichtig. Die Bibel ist voller Hoffnungsworte, die uns Trost und Mut zusprechen.
Zu Josua sagte Gott vor einer schweren Prüfung (Josua 1,9): Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. Unzählige Male spricht Gottes Wort zu uns: Fürchtet euch nicht! Im Glauben werden wir zwar nicht vor allem Unglück bewahrt, aber durch den Glauben wissen wir, dass Gott mit uns geht und bei uns ist. Diesen Zuspruch können und dürfen wir uns immer wieder geben. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, denn Gott ist mit uns. Darum hört auf Gottes Wort und sagt es weiter.
Das letzte ist mir besonders wichtig. Lebt gerade jetzt umso konsequenter Nächstenliebe! Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Dieses Gebot ist nach Jesu Worten neben dem Gebot der Gottesliebe das wichtigste von allen Geboten. Und Jesus hat gesagt: Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. Durch konsequente Nächstenliebe können wir gerade in diesen Zeiten unseren Mitmenschen viel Gutes tun und sie ermutigen. Durch die Nächstenliebe geben wir aber zugleich auch ein Zeugnis von dem lebendigen Gott, der die Menschen unendlich liebt. Darum lasst nicht nach in der Nächstenliebe, sondern sucht Wege, wie Ihr gerade auch jetzt, wo wir auf Nähe und direkte soziale Kontakte verzichten sollen, Liebe und Anteilnahme zeigen können.
Dies können wir als Christen tun: Den Anweisungen der Regierungen nach Möglichkeit folgen, in der Krise neu glauben lernen, miteinander und füreinander beten, auf Gottes Wort hören und es weitersagen und konsequente Nächstenliebe leben. Lasst uns nicht ruhen, sondern gemeinsam diesen Dienst an der Welt tun.
Ich wünsche Ihnen Gesundheit, Bewahrung und vor allem Gottes Segen.
Ihr Pfarrer Jörg Muhm