Konfirmation zu Pandemie-Zeiten
Dank eines Konfirmandenvaters
In unseren modernen Zeiten sind leere Plätze während der Gottesdienste in unseren Kirchen sicher nichts Ungewöhnliches. Nur noch zu Festtagen sind die Kirchen meist gut gefüllt, so dass es schon etwas schwerer war einen Sitzplatz – mit am besten noch gutem Blick – auf den Altarraum zu bekommen, wie z.B. an Heilig Abend oder eben zur Konfirmation. Nun leben wir derzeit in den besonderen Zeiten der weltweiten Corona-Pandemie und auf einmal ist das Angebot an erlaubten Sitzplätzen in unseren Kirchen aufgrund der strengen Hygienekonzepte deutlich knapper geworden, es müssen Plätze freigelassen werden und es ist auf einmal nicht mehr selbstverständlich, überhaupt in einen Gottesdienst eingelassen zu werden.
Das Platzangebot in den Kirchen ist nun sogar so knapp, dass bei einem Konfirmationsgottesdienst wie am 20. September in Heidelsheim, nur noch ausgewählte Gäste am Gottesdienst teilnehmen können. So wären bei Anwendung der „normalen Regeln“ wohl kaum mehr als 100 Personen in der Kirche möglich gewesen, was also bei 23 Konfirmanden wahrlich am Ende nur einen kleinen Teil der Konfirmationsgäste bedeutet hätte.
Doch damit muss man sich ja nicht abfinden… Und so wurden die Konfirmanden gebeten ihre Gäste frühzeitig für den Gottesdienst anzumelden, sowie die Haushaltsgruppen zu benennen. Mit diesen Vorgaben haben Gemeindediakon Daniel de Jong und sein Team ein ausgiebiges Platzoptimieren versucht, was wohl eine Art „Tetris“ spielen war, und damit haben sie es geschafft die Gästezahl in der Stadtkirche fast zu verdoppeln und dabei dennoch alle geltenden Regeln einzuhalten.
Leider war es dennoch nicht möglich, weitere Gäste oder auch die sonstigen Gemeindeglieder in der Kirche unterzubringen. Doch wir schreiben das Jahr 2020 und die evangelische Kirchengemeinde Heidelsheim kann sich glücklich schätzen einige motivierte junge Menschen zu ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern zählen zu dürfen, die sich mit diesen Umständen nicht abfinden wollten. So haben diese einiges an Zeit investiert, ihr technisches Knowhow aufgefrischt und mit Mut, Freude und Motivation alles Notwendige in der Woche zuvor organisiert. Als es galt haben sie dann fast eine Nacht lang aufgebaut und getestet, so dass am Sonntagmorgen sämtliche Technik funktionstüchtig in der Kirche bereitstand und der gesamte Gottesdienst als „Livestream“ im Internet verfolgt werden konnte.
Somit war es möglich, dass alle Verwandten und Freunde der Konfirmanden wie auch alle Gemeindeglieder doch den Gottesdienst verfolgen konnten. Und über die „eigentlich dagewesenen“ Gottesdienstbesucher hinaus, hat es der Livestream auch möglich gemacht, dass z.B. die Patin mit kleinen Kindern oder die Großeltern in Russland auch am Gottesdienst teilnehmen konnten. Andernorts saß ein Teil der Festgesellschaft gemütlich auf dem Sofa und genoss die komfortable Sicht aus mehreren Perspektiven mit der Feststellung: „wir haben besser und mehr gesehen, als wenn wir in der Kirche gewesen wären“.
Doch auch wenn die Konfirmation an einem sonnigen Tag gefeiert wurde und alle Konfirmanden ein freudiges Strahlen im Gesicht hatten, auch wenn Eltern, Großeltern, Paten und sonstige Angehörige stolz gestaunt haben, wie schick und große ihre Konfirmanden sind, auch wenn die Band den Gottesdienst toll musikalisch begleitet hat und der Posaunenchor noch auf dem Kirchplatz ein kleines Platzkonzert zur Freude der Anwesenden gegeben hat so fehlte natürlich dennoch etwas. Denn natürlich ist eine Konfirmation ohne „Einzug der Konfirmanden“, ohne Gemeindegesang und laut gesprochenes „Vater unser“, ohne freudige Umarmung oder Gratulation mit Händedruck, ohne erkennbaren kreativen Beitrag der Konfirmanden, ohne Grußwort der Ältesten und ohne Abendmahlsfeier immer noch nur eine „pandemiegeschädigte Konfirmation“. Aber die Konfirmation konnte gefeiert werden und 23 junge Menschen haben ihren Glauben bestätigt und festgemacht. Und dank der Kreativität und Motivation aller Mitarbeiter wurde doch das Beste aus der Situation gemacht. Allen Mitarbeitern, die sich hierfür ins Zeug gelegt haben, sei dafür im Namen der Konfirmandeneltern ausdrücklich herzlich gedankt!
Natürlich hoffen wir alle, dass im nächsten Jahr wieder „normal“ Konfirmation gefeiert werden kann und auch sonst keine Einschränkungen mehr bestehen. Aber doch ist es toll und sicherlich auch in der Zukunft immer wieder lohnenswert, dass wir die Technik unserer Zeit nutzen, um die Gottesdienstteilnahme auch allen zu ermöglichen, die zwar gerne beim Gottesdienst dabei wären, es aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht können – denn trotz leerer Plätze im Kirchraum gibt es immer noch Leute, die gerne am Gottesdienst teilnehmen möchten.
Hans-Frieder Hermann