Predigt für Sonntag, den 8.11.2020 von Pfarrer Thomas
Meine Zukunft – Gott hat den Überblick
Predigt am 8. November 2020 in Heidelsheim und Helmsheim
Predigttext: 1. Thessalonicher 5,1-6
1 Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; 2 denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. 3 Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. 4 Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. 5 Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. 6 So lasst uns nun nicht schlafen wie die an-dern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.
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Liebe Gemeinde,
wenn man das vorher wüsste, ob und wann bei uns zu Hause eingebrochen wird: Genauer Tag, genaue Uhrzeit. Das wäre cool. Man könnte rechtzeitig die Polizei bestellen. Die würde dann den Dieben auflauern. Und man könnte sie auf frischer Tat ertappen. Genial. Aber so ist es nicht. Die Diebe wären schön blöd. Was wir ganz genau wissen: Diebe kommen immer überraschend.
Es gibt so vieles, wo wir genau wissen, dass wir es nicht genau wissen. Oder je nach dem: Sogar gar nicht wissen.
Wann ist das Wahlergebnis in den USA klar? Sicher ist, dass wir es nicht genau wissen und noch weniger genau: Wie friedlich wird das zugehen?
Wird es im Dezember wieder Lockerungen der Kontaktbeschränkungen geben? Und wann werden wir sicher sein können, dass es nicht wieder plötzlich Einschränkungen geben, nachdem gelockert wurde? Wir wissen es das ziemlich genau: Das kann keiner voraussagen.
Die Konfi-Teamer haben mich auf eine Idee gebracht, womit das zu vergleichen ist. Ich habe hier in meiner Hand einen Karton mit Puzzleteilen. Ein ziemliches Chaos ist das. „Puzzle“ kommt aus dem Englischen und heißt: „Verwirren“. Ist es nicht so, mit vielem: Verwirrt! Unklar! Unverständlich!
Man erkennt vielleicht einzelne Teile. Man hat aber keine Ahnung mit dem Ganzen. Die Welt ist so unheimlich komplex!
Die Menschen, an die ursprünglich der Thessalonicherbrief geschrieben wird, waren wegen etwas anderem verwirrt. Sie erwarteten, dass Jesus, der nach seiner Kreuzigung auferstanden war und jetzt bei Gott, dem himmlischen Vater, … wiederkommen würde. Und zwar bald. Und dass es dann eine allgemeine Auferstehung der Toten geben wird, noch zu ihren Lebzeiten. Aber es war nichts passiert. Sie waren verwirrt, „puzzled“. Wie sollen wir damit umgehen, dass er immer noch nicht gekommen ist? Paulus sagt: Der Tag wird kommen, aber eben überraschend. Ist aber kein Problem,
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weil für euch, Kinder des Lichts, ist dieser Tag keine Katastrophe, sondern das Beste, was euch pas-sieren kann!
Als ich Jugendlicher war, habe ich gern gepuzzelt. 1000 Teile war das Minimum. Sonntagnachmittag: Mein Zimmer wurde gesperrt, dann alle Teile ausgekippt und dann ging das Sortieren los. Rand-teile extra, Farben extra usw.
Irgendwann merkte ich: Mein Leben ist so wie ein Haufen von 1000 Teilen. Mein Leben liegt vor mir. Und ich weiß nicht, was werden wird. Ich kann vielleicht einzelne Teile erkennen. Vielleicht auch das eine oder andere, was zusammenpasst. Aber ansonsten fühlte ich mich doch ziemlich ge-puzzelt.
Was ich in der Altersklasse „Konfirmand“ relativ genau wusste, war, was ich nicht wollte: Nicht so eingeschränkt von meinen Eltern! Das war mir klar, was ich nicht wollte. Aber, was ich wollte?
Natürlich hatte ich auch Vorstellungen davon, was ich später gern mal machen würde. Nur: Wie komm ich da hin? Keine Idee. Und was von den vielen Vorstellungen jetzt konkret. Keine Ahnung! Das ist noch zu weit weg.
Und dann gab es noch etwas, was mich total verwirrt hat, nämlich die Frage: Werde ich gut ankom-men? Zum Beispiel bei einer Freundin? Und wer ist die die Richtige? Werde ich von meinen Freun-den in der Klasse akzeptiert? Puzzled! Tausend Teile!
Ach ja, genau: Tausend Teile! Ist übrigens nicht nur typisch für das Jugendalter. Das kann auch uns Erwachsenen passieren. Da klemmts am Arbeitsplatz, eine Beziehung ist zerbrochen oder sonst et-was, womit man nicht gerechnet hat, Corona zum Beispiel: Und plötzlich zerspringt alles in Tausend Teile.
Nun hatte ich das Glück, schon als Jugendlicher von Gott zu hören. Und das hat mir absolut gehol-fen.
Warum fängt man an, so ein Tausend-Teile-Puzzle zu puzzeln? Genau. Man weiß: Das ist so ge-macht, dass es am Ende ein Bild gibt. Hier zum Beispiel bei diesem Puzzle gibt es eine Landkarte von Europa.
Ich hatte natürlich den Ehrgeiz, das Puzzle auch ohne einen Blick auf den Deckel zu schaffen. Aber klar: Nur weil ich wusste, dass alles zusammenpassen wird, habe ich angefangen, Stück für Stück.
Darauf vertrau ich: Gott hat ein Bild für dein Leben. Ganz persönlich. Es ist einzigartig. Und Gott hat auch ein Bild von unserem gemeinsamen Leben, wie es sich zusammenfügt und ineinander geht.
Das sprengt dann auch den Rahmen unserer Vorstellung von Puzzle: Gott kann nämlich auch Dinge zusammenfügen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen.
Das darfst du auch für dich heute hören: Gott hat ein Bild von deinem Leben. Du siehst vielleicht
nur die einzelnen Teile. Je nachdem kannst du jetzt sagen: Passt ganz gut. Oder: Klemmt absolut!
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Oder: Irgendwo dazwischen. Diese Perspektive kann sehr unterschiedlich sein. Aber das sollt du wissen: Gott hat noch einmal eine ganz andere Perspektive. Er sieht das ganze Bild! Er kennt den Deckel vom Puzzle.
Und jetzt ist die Frage: Glaubst du das? Vertraust du darauf?
Paulus sagt zu den Leuten in Korinth: Ihr seid alle Kinder des Lichts und Kinder des Tages! Später sagt er noch: „Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus.“ (1. Thessalonicher 5,9)
Man könnte es so sagen: Ihr gehört zu Gott, zu dem, der das ganze Bild kennt. Und dann braucht es euch nicht zu erschrecken, dass ihr so vieles noch nicht wisst. Darauf dürft ihr vertrauen!
Übrigens: Die älteren unter uns die wissen: Es mag sein, dass das eine oder andere im Leben Sinn macht, ein Bild ergibt. Aber es gibt auch viel Unvollendetes, viele unverbaute Teile. Unsere Lebens-zeit reich nicht aus, das alles fertig zu machen.
Aber eines dürfen wir wissen: Was wir nicht zu Ende kriegen, dass vollendet Gott. Wir sind es nicht, die das perfekte Leben abliefern müssen. Gott wird vollenden.
Heißt das nun: Hände in den Schoß legen, Verstand abschalten, eigene Pläne aufgeben und Gott alles zusammenfügen lassen?
Nein, absolut nicht. Gott lädt uns nicht ein, die Hände in den Schoß zu legen, sondern im Leben Stück für Stück zu probieren, aktiv zu bleiben.
Paulus sagt dazu: Lasst uns wachen und nüchtern sein. Er meint eben genau das: Im Vertrauen da-rauf, dass Gott ein gutes Bild hat von unserem Leben, ohne Angst Schritt für Schritt zu gehen.
Gottvertrauen lässt uns hellwach sein, die Augen offen dafür, dass er all unser Puzzeln im Leben am Ende zum Ganzen zusammenfügt.
Kann ich mir sicher sein, dass Gott dieses Bild hat, wo ich ihn selbst gar nicht sehen kann? Was ist, wenn ich daran zweifle?
Freunde, riskiert es, das zu glauben! Gerade wenn wir erleben, wie alles in Tausend Teile zerspringt. Denn dann hilft uns das Vertrauen auf Gott, hoffnungsvolle Menschen zu bleiben! Und unsere Zeit braucht hoffnungsvolle Menschen.
Amen.
Stephan C. Thomas, Pfarrer, Vakanzverwalter; ; 0160-7965863
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